Auf den Grundmauern der Furcht wurde aufgebaut, was nun wieder emporragt wie ein hässliches Wahrzeichen der schrecklichen Vergangenheit dieses Landes. Viele unserer Freunde inklusive uns selbst haben sehr viel Hass erlebt. Der Kampf um unser Selbstwertgefühl war immer da. Irgendwann wurden die Attacken weniger und für kurze Zeit dachten wir: „Ey wir Habens geschafft!“. Und dann kam alles wieder zurück. Stärker, aggressiver und organisierter als je zuvor. Deshalb haben wir unsere erste Platte gemacht. STEIN & EISEN.
Dann haben wir entgegen allen Erwartungen nichts nachfolgen lassen. Nicht, weil wir kein Interesse mehr haben Musik zu machen, sondern weil jeder von uns alles, wirklich alles was er hatte, in diese Platte gesteckt hat. Da müssen sich die Batterien wieder aufladen. Und das braucht Zeit. Aber obwohl wir nicht vollends gesundet sind, müssen wir uns kurz zu Wort melden.
Nach den Vorkommnissen in Chemnitz und noch mehr nach den Reaktionen von Innenminister und Verfassungsschutzpräsidenten ist es aber nicht mehr möglich, dies umkommentiert zu lassen.
Ihr wollt uns erzählen, dass dies ab jetzt normal ist? Dass man den Rechtsradikalen zuhören muss und deren Ängste ernst nehmen? Und wenn Tausende von uns auf die Straße gehen, nennt ihr uns verirrte Blumenkinder? Ihr tut so, als wäre das alles normal. Als wären die Schmähungen, die wir erlebt haben und die täglich so unfassbar viele Menschen erfahren, normal. Als gehörten sie dazu.
Denn unsere Ängste sollen nicht ernst genommen werden. Die Ängste derer, die sich um unsere Natur sorgen und verzweifelt versuchen sie zu schützen. Deren Ängste werden nicht ernst genommen.
Und ihr wollt uns erzählen, dass ist alles normal? Wir sind nicht mehr. Wir müssen noch mehr zusammenrücken, um mehr zu sein!
Wir müssen vor allem immer wieder laut erklären, dass diese Normalität nicht die ist, in der wir leben möchten!